Wat mutt dat mutt
Ein Beitrag von Stephan Weil
Das Jahr 2020 verabschiedet sich so, wie es gewesen ist: Corona-geprägt, mit vielen Sorgen und harten Einschränkungen. Am Sonntag sind die Beschlüssse für einen zweiten Lockdown gefallen und ab Mitte der Woche ist das gesellschaftliche Leben erst einmal vorbei. Dann wird es weit vor Weihnachten sehr still werden und bis in den Januar bleiben. Auch Silvester wird nicht wiederzuerkennen sein – keine Feten und kein Feuerwerk, bitte!
Für einen solchen Einschnitt muss es gute Gründe geben und die liegen auf der Hand. Die Infektionszahlen sind auf ein Rekordniveau gestiegen und wenn wir den Trend nicht brechen, sind unsere Krankenhäuser spätestens Mitte Januar komplett überlastet mit allen daraus folgenden Konsequenzen. Weihnachten und Silvester auf die übliche Art wären Super-spreading-Events und danach ginge erst einmal gar nichts mehr. Deswegen ist zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Vollbremsung notwendig, an der nun wirklich niemand Freude hat.
Das ist das Risiko, in dem auch eine Chance liegt. Welche Chance? Auch in den Festtagen, die vor uns liegen, denn das ist normalerweise auch immer eine Zeit, in der sich unsere Gesellschaft entschleunigt. Es gibt viele arbeitsfreie Tage, die Schülerinnen und Schüler haben Ferien und alles läuft auf einmal gemächlicher als sonst. Genau das ist es, was wir jetzt brauchen, nur wesentlich früher und wesentlich länger als sonst.
In Wirklichkeit ist es natürlich eine enorme Anstrengung für eine ganze Gesellschaft, dreieinhalb Wochen lang dem Bedürfnis nach Gemeinschaft mit anderen zu widerstehen und konsequent auf Distanz zu bleiben. Dafür braucht es auch eine Perspektive, wozu das alles gut sein soll.
In Niedersachsen gibt es diese Perspektive. Wir gehen in diesen Lockdown auf einem Infektionsniveau, das nicht akzeptabel ist, aber eben auch nur halb so hoch wie der Bundesdurchschnitt. Unser Weg zurück zu akzeptablen Zahlen könnte deswegen deutlich schneller und vielleicht auch leichter sein, wie uns Expertinnen und Experten sagen. Schaffen wir das, gibt es auch wieder Spielräume, ab Mitte Januar allmählich wieder mehr Normalität zu erleben. Genau das also, wonach sich die meisten von uns sehnen.
Um das zu schaffen, müssen wir zusammen erst einmal das Virus wieder klein kriegen, auch wenn es für alle uns sehr anstrengend ist. In Norddeutschland gibt es dafür das Klassiker-Zitat: „Wat mutt dat mutt“ oder auf ostfriesisch „Nüscht ja nix“. Ich finde, beides drückt sehr sympathisch die Grundhaltung aus, die ich uns für die nächsten Wochen wünsche – realistisch, diszipliniert und mit dem festen Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen!
Ich wünsche Euch eine gute Woche.