Schwarz-Rot-Gold
Am letzten Mittwoch war ich in Weimar – einer Stadt, die nicht nur in der Kulturgeschichte einen besonderen Namen hat, sondern auch in der politischen Geschichte. Vor einhundert Jahren, am 6. Februar 1919, wurde dort die Weimarer Nationalversammlung eröffnet, das erste freigewählte Parlament, das mit der Weimarer Reichsverfassung die erste demokratische Verfassung für Deutschland schaffen sollte.
Was das einhundert Jahre später mit uns zu tun hat? Schließlich haben sich seitdem die Verhältnisse grundlegend geändert, wie nicht zuletzt die historischen (Stumm-)Filmaufnahmen zeigen. Jede Menge hat das mit uns zu tun, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer beeindruckenden Rede aufgezeigt hat.
Dafür gibt es viele Beispiele, aber eines war für mich besonders einleuchtend: Nach dem Grundgesetz sind die Farben des Staatswappens Schwarz-Rot-Gold. Das ist manchen kritischen Menschen suspekt und Ausdruck von zu viel Nationalbewusstsein, dafür schwingen Rechte gerne diese Fahne bei ihren Veranstaltungen und beanspruchen sie für sich.
Beides ist grundfalsch. Schwarz-Rot-Gold war seit dem Hambacher Fest 1832 das Symbol für die demokratische Bewegung in Deutschland, für politische und persönliche Freiheit. Dagegen stand das Schwarz-Weiß-Rot des Kaiserreichs. Als sich nach der Novemberrevolution die erste deutsche Demokratie an die Arbeit machte, wurde Schwarz-Rot-Gold zum Staatswappen erklärt und zum Symbol für eine parlamentarische Demokratie mit Staatszielen, die auch einhundert Jahre später noch sehr fortschrittlich anmuten. Kein Wunder, dass die Nazis diese Farben postwendend durch ihr Hakenkreuz ersetzt haben und zurückgekehrt sind zu den Farben des Kaiserreichs. Und ebenfalls kein Wunder, dass das Grundgesetz ganz bewusst wieder auf Schwarz-Rot-Gold zurückkam.
Ist es nicht absurd, so fragte Frank-Walter Steinmeier in Weimar, dass sich gerade die Gegner unseres politischen Systems auf seine Farben berufen? Da hat er ganz und gar recht und wir sollten nicht zulassen, dass sich die Demokratie ihre Symbole klauen lässt. Also: Keine Bange vor Schwarz-Rot-Gold! Übrigens: Im letzten Landtagswahlkampf hat die niedersächsischen SPD ganz bewusst auch mit diesen Farben geworben.
Ich wünsche Euch eine gute Woche!