Nein, die vielbeschworene „Vollendung der Einheit“ ist immer noch nicht in Sicht. Auch dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer unterscheiden sich die beiden Teile Deutschlands deutlich, nicht zuletzt politisch.

Das liegt vielleicht weniger an den objektiven Zahlen. Als ich in der letzten Woche Dietmar Woidke in der märkischen Heide im Wahlkampf unterstützt habe, habe ich gelernt, dass die Arbeitslosigkeit in Brandenburg derzeit 5,6 % beträgt. In Niedersachsen sind es 5,2% – das macht jetzt nicht den großen Unterschied.

Aber die Wahlergebnisse sind sehr wohl unterschiedlich. Die AfD hat im Osten starken Rückenwind, sie hat sich auf einem ganz anderen Niveau als im Westen etabliert. Dass unter diesen Vorzeichen und in bekanntlich miesen Zeiten die Brandenburger SPD ihre führende Rolle behauptet hat, ist eine ganz starke Leistung von Dietmar Woidke und der Brandenburger SPD. Kompliment!

In Sachsen ist die SPD dagegen unter die Räder gekommen, obwohl sie unbestritten auf eine gute Regierungsarbeit verweisen konnte. Aber das hat unter den gegenwärtigen Umständen offenbar keine besondere Rolle gespielt. Aber mein Respekt gilt der sächsischen SPD, die vielleicht derzeit unter den schwierigsten Bedingungen arbeiten muss und das unverdrossen tut.

Und was lehrt uns das Ergebnis? Zu allererst vielleicht, dass man sich als Wessie hüten sollte, die Situation in den ostdeutschen Ländern beurteilen zu wollen, denn die Verhältnisse sind eben sehr verschieden. Dass wir aber – zweitens – die Demokraten in den ostdeutschen Ländern tatkräftig unterstützen zu haben, zum Beispiel wenn es um den Strukturwandel in den Braunkohlerevieren geht. Aber drittens auch, dass der Kampf gegen den Rechtspopulismus verstärkt werden muss: Die Gesellschaft zu spalten, löst kein einziges Problem und schafft viele!