Gibt es im Moment für einen niedersächsischen Ministerpräsidenten außer Corona noch ein anderes Thema? Doch, gibt es und vor allem eines: Klimawandel, Klimaschutz und wie sich unsere Gesellschaft dafür umbauen lässt. Für Niedersachsen ist das eine besondere wichtige Aufgabe, denn große Teile unserer Wirtschaft sind von einem solchen Umbau ganz besonders betroffen. Das gilt vor allem für die größte Branche in unserem Land, die Kfz-Industrie. Dort sind etwa eine Viertelmillion Menschen direkt beschäftigt und insgesamt werden wohl mehr als eine halbe Million Niedersächsinnen und Niedersächsen von dieser Industrie abhängen.

Es ist ohne Übertreibung ein gigantischer Umbau, der derzeit in der Automobilindustrie stattfindet. Vor anderthalb Jahren hat die Europäische Union CO2-Einsparziele bis zum Jahr 2030 vorgegeben und schon jetzt ist absehbar, dass diese Ziele noch einmal deutlich verschärft werden. Das ist mit Blick auf den Klimawandel sehr gut verständlich, macht die Aufgabe für die betroffenen Unternehmen aber noch einmal deutlich schwieriger. Sie müssen den Wechsel von den Verbrennungsmotoren auf die Elektromobilität deutlich beschleunigen und dafür sehr hohe Investitionen stemmen. Alleine Volkswagen wird in Niedersachsen in den nächsten fünf Jahren sechzehn Milliarden Euro dafür aufwenden. Viele kleinere und mittlere Unternehmen leiden gleichzeitig unter coronabedingt miesen Geschäften, nicht wenige sehen ihr gesamtes Geschäftsmodell in Gefahr, vor allem bei Zubehör für die Motorenfertigung. Und auch der Arbeitsmarkt wird den Umbau spüren, denn für Elektromotoren werden viel weniger Arbeitskräfte benötigt als bisher.

Es geht also um sehr viel in den nächsten Jahren und in den Unternehmen selbst ist der Umbau in vollem Gange. In Anbetracht der großen Herausforderungen, die dabei zu bewältigen sind, wird es ohne eine aktive staatliche Politik aber kaum gehen. Bei der Unterstützung der kleineren und mittleren Unternehmen etwa, beim zielstrebigen Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland und in ganz Europa, bei dem deutlichen Zubau bei den Erneuerbaren Energien oder auch bei den Investitionen in den Aufbau einer Batteriezellproduktion in Deutschland. Vor allem der letzte Punkt wird bisher unterschätzt: Bisher war der Motor das wichtigste Auto-Teil, künftig wird es die Batterie sein. Wenn die Bundesrepublik nicht aufpasst, wird eine solche Produktion künftig in anderen Ländern stattfinden samt Arbeitsplätzen und Wertschöpfung. Das Industrieland Deutschland kann sich eine solche Entwicklung sicher nicht leisten.

Um diese Themen wird es in dieser Woche oft für mich gehen, am Dienstag zum Beispiel bei einem Gespräch mit der Bundeskanzlerin, Industrie und Gewerkschaften und den Auto-Ländern, am Mittwoch dann in Gesprächen mit verschiedenen Mitgliedern der EU-Kommission.

Und lohnt sich die ganze Mühe? Unbedingt, denn am Ende winkt auch ein verlockendes Ziel: Höchst attraktive Fahrzeuge, die sich obendrein noch mit einem guten Gewissen fahren lassen, denn sie sind klimaneutral. Und Niedersachsen ist dann ein Zentrum dieser Industrie.

Ich wünsche Euch eine gute Woche.