Die letzte Woche war wieder rappelvoll mit allen möglichen Themen, aber manchmal gibt es Nachrichten, die klar machen, was am Ende eigentlich wirklich wichtig ist. So ist es mir am letzten Donnerstag bei der Nachricht gegangen, dass Henry Korman im Alter von 98 Jahren in Hannover gestorben ist.

Was war das Besondere an Henry Korman? Mir fällt es nach vielen Jahrzehnten immer wieder schwer, mich mit der unfassbaren Grausamkeit auseinanderzusetzen, mit der zwischen 1933 und 1945 Millionen von Menschen entrechtet, gequält und schließlich ermordet wurden. Es gelingt mir nicht, mich daran zu gewöhnen, und es kostet immer wieder Kraft, sich diesem dunkelsten Kapitel in der deutschen Geschichte zu stelllen.

Wenn es mir und vielen anderen Menschen schon so geht, die alles das gar nicht selbst aushalten mussten, wie mag es dann erst den Überlebenden ergangen sein? Henry Korman war einer von ihnen, als Jude hat er Jahre in Auschwitz und Bergen-Belsen durchlitten, er stand vor dem berüchtigten SS-Arzt Mengele und musste unzählige Leichen verbrennen. Die „Hölle von Bergen-Belsen“ hat er zuletzt in einer Wolldecke eingehüllt in einem Leichenberg überlebt.

Trotzdem ist er nach Jahren in den USA nach Deutschland zurückgekehrt. Unzählige Male hat er – gemeinsam mit seinem Freund Salomon Finkelnstein – in Schulklassen über sein Leid berichtet und damit einen Eindruck vermitteln können, den kein noch so guter Unterricht erreichen kann. Kaum auszumalen, was für eine Kraft ihn das immer wieder gekostet haben muß. Aber Henry war durch und durch lebensbejahend und hat nach vorne gelebt. „Aufgeben kommt nicht in Frage“, hat er zuletzt noch gesagt.

Für einen solchen Menschen müssen wir tief dankbar sein. Und zugleich unseren Beitrag dazu leisten, dass nie wieder Menschen ein solches Schicksal erleiden müssen. Ruhe in Frieden, mein Freund!