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18. Mai 2018: Ein Minigrid für Upper Blinkwater

In der Kategorie der unverständlichsten Überschriften dürfte diese Begrüßung preisverdächtig sein. Aber wer von Euch die Geduld aufbringt, den Rest zu lesen, wird schlauer sein – versprochen!

Ein deutscher Politiker, der aus Südafrika zurückkomt, wird erst einmal ein ganzes Stück demütiger sein. Sicher, in Deutschland ist längst nicht alles perfekt, aber gemessen an den Herausforderungen dort sind unserer Probleme ziemlich überschaubar. Eine für unsere Verhältnisse kaum vorstellbare soziale Ungleichheit, eine viel höhere Zuwanderung als bei uns, ein konkret spürbarer Klimawandel mit Dürre und Wasserknappheit in wichtigen Teilen des Landes, Korruption und Sicherheitsprobleme – und alles das zur gleichen Zeit.

Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Der Aufbau einer stabilen Demokratie, eine starke Zivilgesellschaft und der spürbare Wille, für eine bessere Zukunft des ganzen Landes zu kämpfen, stehen auf der anderen Seite – und das alles in nur zwanzig Jahren seit dem Ende der Apartheid, einem besonders gemeinen Unterdrückungssystem gegen die schwarze Bevölkerungsmehrheit.

Deswegen lohnt es sich wirklich, Südafrika nach Kräften zu unterstützen. Aber wie? In der letzten Woche habe ich einige eindrucksvolle Beispiele gesehen:

Über den ASC Göttingen (ganz großes Kompliment!) arbeiten etliche Jugendliche aus Niedersachsen in dem Projekt Weltwärts für ein Jahr an Schulen in East London und organisieren dort Sportprojekte für die Kinder. Die eindrucksvolle Atmosphäre bei meinem Besuch war die beste Antwort auf die Frage, ob diese Arbeit Sinn macht. Das gleiche habe ich dann einige Tage später erlebt, als ich ein Jugendzentrum in einem Township von Uitenhage besucht habe, das von Volkswagen initiiert worden ist. Solche Projekte müsste es noch viel mehr geben.

Auch ein medizinisches Versorgungszentrum stand auf dem Besuchsprogramm, gelegen in einer armen Gegend von East London. Ärzte und PflegerInnen arbeiten dort unter Bedingungen, die in Deutschland als Skandal bezeichnet würden. Schon für deutsche Verhältnisse bescheidene Spenden aus Niedersachsen (ein zweiter Behandlungsstuhl für die Zahnbehandlung, ein Kühlschrank für die Arzneimittel) werden als echte Hilfe empfunden.

Jetzt aber zu Upper Blinkwater: Das ist ein abgelegenes Dorf irgendwo in diesem riesigen Land ohne Chance, jemals an das Elektrizitätsnetz angebunden zu werden. Dementsprechend schlecht sind die Perspektiven der Menschen, die dort leben. Das könnte sich bald gründlich ändern. Zusammen mit anderen Partnern errichtet dort das Oldenburger Energieforschungsinstitut Next Energy ein kleines Energienetz auf der Basis von Solarenergie. Wenn es klappt (Start ist im Herbst), könnte das auch ein Modell für zahllose andere Dörfer in Afrika sein. Dieses Vorhaben ist derzeit so etwas wie das Flaggschiff unter den niedersächsischen Projekten in Südafrika.

Wie gesagt: Es lohnt, solche Vorhaben anzustoßen und zu unterstützen. Davon bin ich nach den Erlebnissen dieser Woche tief überzeugt.

Ich wünsche Euch eine schöne Woche.

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