Abgesehen von den schlimmen Nachrichten erst aus Madeira und dann aus Sri Lanka hatte ich richtig schöne Ostertage. Ich war viel im Wald unterwegs: Beim Joggen im hannoverschen Stadtwald, der Eilenriede, und beim Wandern im Wesergebirge und im Harz. Das waren sehr schöne Naturerlebnisse, aber ich habe überall dasselbe gemerkt – es ist richtig, richtig trocken.

Diese Erfahrung passt leider zu den Informationen, die ich in der vergangenen Woche bei einem Besuch im Solling bekommen habe. Die Niedersächsischen Landesforsten und der Waldbesitzerverband hatten mich eingeladen, um mir ihre Sorgen einmal vor Ort zu zeigen. Das habe ich dann ausgiebig getan: Große Waldflächen, die schwer gelitten haben. Es handelt sich um das Ergebnis von drei Faktoren, die nacheinander viele Wälder geschädigt haben: Stürme, die auf schöne alte deutsche Vornamen wie Friederike und Eberhard hören und vor allem in den Fichtenwäldern viele umgeknickte Bäume als Hinterlassenschaft hatten. Dann die Trockenheit des letzten Rekordsommers, die viele Baumbestände geschwächt hat. Und schließlich der Borkenkäfer, für den Bruchholz und gestresste Bäume perfekte Voraussetzungen sind.

Besserung ist derzeit nicht wirklich in Sicht. Das Jahr nach den Stürmen ist erfahrungsgemäß das Jahr, in dem Schädlinge sich so richtig ausbreiten. Und der vergangene Winter war unter dem Strich wieder zu trocken und konnte den Nachholbedarf aus dem letzten Jahr bei weitem nicht decken. Auch gegenwärtig genießen viele von uns das Wetter, während die Waldbesitzer inständig auf Regen hoffen.

Das Ganze führt natürlich zu beträchtlichen wirtschaftlichen Schäden, denn ein Wald braucht nun einmal zwei Generationen, bis er wieder hergestellt ist. Nicht umsonst ist der heute allgemein gängige Begriff „Nachhaltigkeit“ vor etwa 300 Jahren in der Forstwirtschaft entwickelt worden. Aber auch darüber hinaus stellen sich grundsätzliche Fragen, zum Beispiel welche Bäume wir denn in Zukunft wohl im Wald erleben werden. Auch der Wald steht wohl nach und nach vor einem Umbau. Denn leider gibt es eine ganze Reihe Anzeichen dafür, dass wir es nicht mit einer vorübergehenden Pechsträhne zu tun haben, sondern es sich um handfeste Folgen einer fortschreitenden Klimaveränerung handelt.

Immer weniger wird es deswegen wohl Fichten geben, denn die sind zwar wegen ihres schnellen Wachstums gut verwertbar, aber eben nicht sehr widerstandsfähig. Und auch die guten alten Buchen haben Probleme, mehr als ein Jahr Trockenheit zu überstehen. Deswegen testen die Forstleute gerade eine ganze Reihe von Alternativen, die wir eines Tags wohl sehr viel öfter im Wald sehen können, wie zum Beispiel die Douglasie. Was sie jetzt aber schon sagen: Es werden sehr viel mehr Mischwälder sein, die unsere Wälder prägen. Das ist bei allen schlechten Nachrichten dann auch mal eine gute Perspektive.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist es natürlich immer noch wunderschön, im Wald unterwegs zu sein. Aber vielleicht doch mit etwas mehr Nachdenklichkeit als bisher.

Ich wünsche Euch eine gute Woche!