Der Montag war für mich der Tag der Gegensätze. Nach dem Tod eines Mannes durch eine Messerattacke in Chemnitz und darauf folgenden Hetzjagden auf Ausländer ging es dort (und geht es leider immer noch) drunter und drüber. Am Abend hatten wir dann in Hannover die Verleihung des Niedersächsischen Integrationspreises, wo unter anderem der Osnabrücker Kleingartenverein „Deutsche Scholle“ ausgezeichnet worden ist. In Osnabrück sind Flüchtlingen Kleingärten zur Verfügung gestellt worden und die neuen Gartenfreunde sind heute wohlgelittene Mitglieder dieser Kolonien. Das ist nur ein Beispiel von vielen erfolgreichen Bemühungen, von Integration nicht nur zu reden, sondern daran zu arbeiten.

Wie bekommt man diese Gegensätze zusammen?

Das Dümmste, was jetzt geschehen kann, sind pauschale Urteile. Es stimmt, gerade in Sachsen gibt es offensichtlich ein Problem mit Rechtsextremisten, es gibt aber noch viel mehr Leute, die mit Rechtsextremismus nichts zu tun haben. Diese Menschen müssen gestützt und gestärkt werden, und zwar auch durch einen starken Staat. Es muss völlig klar sein, wer die Regeln auf der Straße bestimmt. Aber es geht nicht nur um Polizei. Die Sorge von nicht wenigen Menschen, wegen des Zuzugs von Migranten bleibe für sie selbst nicht mehr übrig, muss konkret widerlegt werden. Zum Beispiel durch gute öffentliche Angebote, eine gute medizinische Versorgung und vieles andere mehr. Nur so wird es gelingen, die Rechtsextremen zu isolieren.

Dazu gehört aber auch eine starke, aktive Zivilgesellschaft, die sich engagiert und zeigt, wie es geht. Die „Deutsche Scholle“ ist nur eines von sehr vielen dieser Beispiele aus Niedersachsen. Es sind unverändert Zehntausende von Bürgerinnen und Bürgern in unserem Land, die ganz praktisch dafür sorgen, dass das Zusammenleben gelingt – auffällig viele davon übrigens auf dem Lande. Ich bin ausgesprochen dankbar für diese Arbeit, die nicht nur bei der Integration hilft, sondern auch ein Dienst an unserer Demokratie ist. Das gilt für die Deutsche Scholle und viele, viele andere Gruppen in Niedersachsen und überall in Deutschland. #wirsindmehr galt nicht nur am Wochenende, man sieht es tagtäglich überall in unserem Land.

Und noch eines: Über die Deutsche Scholle und die anderen Preisträger des Integrationspreises war nicht sonderlich viel zu lesen und zu sehen in der letzten Woche, über die Rechten in Chemnitz umso mehr. Wäre es nicht umgekehrt viel angebrachter?

Ich wünsche Euch eine schöne Woche!